Die Bauzinsen steigen rasant, damit platzt für viele der Traum vom Eigenheim – oder? Was Kaufwillige bei der Finanzierung jetzt beachten müssen.
München – Platzt der Traum vom Eigenheim? Immer sterben weiter galoppierenden Immobilienpreise in Kombination mit gestiegenen Bauzinsen machen viele Bauwilligen zu schaffen. liegen die Bauzinsen für Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung fast immer über drei Prozent. Das zeigt eine Auswertung der Zeitschrift Finanztest (Ausgabe 8/2022).
Ein Beispiel der Tester verdeutlicht, was das konkret bedeutet: Ein Haus, das zu Beginn des vergangenen Jahres noch für 400.000 Euro zu haben war, kostet inzwischen 460.000 Euro. Inklusive zehnprozentiger Kaufnebenkosten beläuft sich der Kaufbetrag auf 506.000 Euro. Wer 100.000 Euro Eigenkapital angespart hat, braucht dann einen Kredit über 406.000 Euro – 66.000 Euro mehr als im Vorjahr.
Immobilienfinanzierung: Wer kann sich noch ein Eigenheim leisten?
Außerdem ist das Darlehen bei 15-jähriger Zinsbindung nicht mehr mit 1,1 Prozent, sondern mit 3,5 Prozent Zinsen pro Jahr zu bekommen. Wer dann in 30 Jahren schuldenfrei sein will, muss nach Berechnungen von Finanztest jeden Monat eine Rate von 1820 Euro an die Bank überweisen. Das sind gut 710 Euro oder 64 Prozent mehr, als Anfang 2021 für die Finanzierung des Hauses nötig gewesen wären. Dank drastisch gestiegene Kosten für Strom und Heizung kommen ein paar hundert Euro laufende Nebenkosten obendrauf.
Wer wissen will, wie viel Immobilie er sich mit seinem Vermögen und Einkommen zu den aktuellen Konditionen leisten kann, kann den Rechner zur Eigenheimfinanzierung der Stiftung Warentest nutzen. Laut der Fachzeitschrift sorgt die derzeitige Situation dafür, dass der Kauf im Vergleich zur Miete ungünstiger geworden ist.
Allein in den vergangenen drei Jahren seien die Preise für Immobilien um mehr als 30 Prozent gestiegen, Neuvertragsmieten im selben Zeitraum dagegen nur um zehn Prozent. Vor allem in Großstädten kosteten Eigentumswohnungen inzwischen mehr als das 30-Fache der Jahresmiete für eine vergleichbare Mietwohnung. In Berlin sogar mehr als das 40-Fache.
Finanztest rät, auf ein erworbenes Verhältnis des Kaufpreises zu Mieten für vergleichbare Wohnungen zu achten. Entspricht der Kaufpreis mehr als 30 Jahresmieten, sollte er nur in Ausnahmefällen akzeptiert werden. Ob sich der Kauf gegenüber der Miete lohnt, können Interessenten ebenfalls mit einem Rechner der Stiftung Warentest online prüfen.
Zinswende: Fünf Tipps für Bauherren
Wen Preis- und Zinsentwicklungen nicht abschrecken, der sollte zur Finanzierung seines Eigenheims folgende Tipps von Finanztest beachten:
1. Eigenkapital
Aus eigenen Mitteln sollten sämtliche Nebenkosten sowie mindestens zehn Prozent der Kaufsumme, besser aber 20, gestemmt werden können. Das Eigenkapital sollte bis auf eine Sicherheitsreserve von drei Monatsgehältern eingesetzt werden.
2. Zinsbindung
Vor weiteren Zinsanstiegen nur eine lange Zinsbindung. Wer zu Beginn nicht mehr als drei Prozent tilgen kann, sollte die Zinsen für 15 oder 20 Jahre festschreiben lassen.
3. Tilgung
Mindestens zwei Prozent Anfangsstilgung sind nötig, um den Kredit in nicht mehr als 30 Jahren abzubezahlen. Hüten sollte man sich davor, eine einprozentige Tilgung mit einer kurzen Zinsbindung von fünf oder zehn Jahren zu kombinieren. Steigt das Zinsniveau weiter, ist bei der dann verbleibenden Restschuld schnell die Finanzierung gefährdet.
4. Wahlrechte
Falls sich in Sachen Einkommen oder Vermögen während der Immobilienfinanzierung etwas ändert, helfen Tilgungswahlrechte weiter. Gängig sind etwa Sondertilgungsrechte von bis zu fünf Prozent der Kreditsumme pro Jahr. Die Mehrheit der Banken bietet laut Finanztest auch an, Tilgungssätze innerhalb der Laufzeit zu erhöhen oder zu senken.
5.Vergleich
Holen Sie verschiedene Kreditangebote ein. Schon wenige Punkte Prozent Zinsvorteil könnten Ihnen während der Laufzeit schnell einen fünfstelligen Betrag ersparen. (dpa)
Autor: Christoph Jänsch
Quelle: news.google.com