EINuf die Adler-Gruppe war man in der Frankfurter Kommunalpolitik schon länger nicht gut zu sprechen. Denn das inzwischen kriselnde Immobilienunternehmen verfügt über Grundstücke in prominenter Lage im Westend und am Ostbahnhof – wo jedoch kaum etwas vorangeht. „Wir brauchen Investoren, die auch bauen“, heißt es im Rathaus Römer. Statt zu bauen, versuchte eine Adler-Tochter auf dem ehemaligen Telekom-Areal am Ostbahnhof mehr Nutzfläche durchzusetzen. Damit sollte nach Ansicht von Branchenkennern der hohe Kaufpreis für das Grundstück kompensiert werden.
Doch die Stadt blieb hart. „Es hat sich bewährt, dass der Magistrat klare Vorgaben setzt“, erklärte Planungsdezernent Mike Josef (SPD) kürzlich auf eine Anfrage eines Stadtverordneten. Under verwies auf ein in Frankfurt verbreitetes Geschäftsmodell: Projekte werden nur „anentwickelt“ und zu deutlich höheren Preisen verkauft, sobald die nächste Verfahrensstufe erreicht ist.
Das hat zumindest bei dem Adler-Grundstück im Ostende funktioniert. Zwar hat der finanziell angeschlagene Konzern die beiden Frankfurter Projekte mit einem Abschlag von 13,6 Prozent auf den Buchwert verkauft, wie das Unternehmen nun beteiligt ist. Und konkrete Kaufsummen wurden nicht genannt. Doch der Branchendienst „Thomas Daily“ spricht allein für das Areal im Ostende von einem Kaufpreis von 105 Millionen Euro.
Konzern braucht dringend Geld
2016 hatte die CG-Gruppe, die später in der Adler-Tochter Consus Real Estate aufging, das Grundstück für 71 Millionen Euro erworben. Insgesamt hat die Adler Group nach eigenen Angaben für die beiden Grundstücke nach Tilgung der auf den Projekten lastenden Schulden 166 Millionen Euro erlöst. Dieses Geld braucht der Konzern dringend. Wirtschaftsprüfer hatte das Testat für den Jahresabschluss 2021 verweigert, die Bilanz für 2019 hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht als fehlerhaft festgestellt.
Zuvor waren Vorwürfe falscher Immobilienbewertungen laut geworden, die der Konzern bisher stets zurückgewiesen hat. Zuletzt herrschte bei beiden Frankfurter Projekten Stillstand. Das ehemalige Telekom-Areal am Ostbahnhof ist derzeit von Zwischennutzungen belegt. Unter anderem zeigt dort das Deutsche Architekturmuseum vorübergehend seine Ausstellung, auch im „Tatort“ waren die aus den Fünfzigerjahren stammenden Gebäude zu sehen.
Bisher plante die Stadt, mit dem Eigentümer einen städtebaulichen Wettbewerb auszuloben. Ein gemischtes Quartier mit rund 400 Wohnungen, teils gefördert, sowie Gewerbeflächen entstehen sollten. An wen das 12.000 Quadratmeter große Areal nun verkauft wurde, teilt die Adler Group nicht mit. „Thomas Daily“ nennt den Leipziger Projektentwickler Quarterback. Von diesem Krieg keine Stellungnahme zu erhalten.
In das Projekt „Westend Ensemble“ neben dem Gebäude der klassischen Oberpostdirektion an der Ludwig-Erhard-Anlage wollte die Adler Group 200 Millionen Euro investieren. 240 Wohnungen sollten entstehen, doch die Baugenehmigung von 2018 ist inzwischen verfallen. Gekauft hat das Projekt jetzt das Hamburger Unternehmen Garbe, wie es auf Anfrage bestätigte.
Auch das Großprojekt am Offenbacher Kaiserlei rund um die ehemaligen Siemenshochhäuser, das unter den Namen New Frankfurt Towers, Vau Vau und Vitopia-Campus avisiert war, will die Adler Group an Investoren verkaufen, wie ein Sprecher bestätigte. Das Ziel sei ein neues urbanes Quartier mit Wohneinheiten und Büroflächen. Das Unternehmen ist durch einen städtebaulichen Vertrag mit der Stadt Offenbach in dieser Hinsicht gebunden.
Würde das Projekt veräußert, blieben die vertraglichen Verpflichtungen bestehen. Ungeachtet der neuen Entwicklung sei die Stadt Offenbach erwartet, dass das Kaiserlei-Projekt im geplanten Sinne realisiert werden kann, sagte ein Sprecher der Stadt. Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) sei persönlich mit dem Adler-Vorstand und Investoren in Kontakt.
Quelle: www.faz.net