Finanzierung deutlich teurer
Das sind jetzt die nachträglichen Bauzinsen
16.09.2022, 09:23 Uhr (aktualisiert)
Mit der Leitzinserhöhung der EZB auf nun 1,25 Prozentpunkte sind auch die Zinsen für die Immobilienfinanzierung nach einem kurzen Abwärtstrend wieder auf dem Weg nach oben, wie Finanztest einem Bauzins-Vergleich von mehr als 70 Banken feststellt.
Die Bauzinsen nähern sich dem bisherigen Jahreshoch von erneut drei Prozent. Dabei beeinflusst die jüngste EZB-Entscheidung den angeblichen Hauptrefinanzierungssatz um einen Dreiviertel-Prozentpunkt auf 1,25 Prozent zu heben, die Bauzinsen nur indirekt. Wichtigster Indikator sind die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen. Denn sie bestimmt die Renditen für Pfandbriefe, die von Banken für die Refinanzierung von Immobilienkrediten genutzt werden.
Nachdem die Bauzinsen im Juli überraschend stark gesunken waren, zeigt der Trend inzwischen wieder nach oben. „Finanztest“ vermutet, dass es sich bei der Abwärtsbewegung lediglich um eine „Atempause“ gehandelt hat. Denn mittlerweile zeigt der Zinstrend wieder nach oben. Ende August lag der durchschnittliche Effektivzins für Kredite mit zehn Jahren Zinsbindung bei 2,90 Prozent. Mit 20 Jahren Zinsbindung waren es 3,26 Prozent.
Zukünftige Zinssätze um 3 Prozent und höher
Auch die staatliche KfW-Bank ist teuer geworden. Seit Anfang August hat sie den Zinssatz für Kredite im Wohneigentumsprogramm mit zehn Jahren Zinsbindung in fünf Schritten von 2,74 auf 3,35 Prozent erhöht – und war damit zuletzt deutlich teurer als viele gewinnorientierte Banken.
Wer seine Immobilie zu 80 Prozent finanzieren möchte und dafür eine zehnjährige Zinsbindung und dreizehnprozentige Tilgung wählt, kann nach aktuellen Berechnungen von Finanztest vorzeitig mit einem Bauzins von 2,49 Prozent („DTW“) rechnen. Im Juli waren noch Bauzinsen für 2,46 Prozent zu haben. Bei einer 20-jährigen Zinsbindung liegt das bisherige Angebot derzeit bei 2,79 Prozent („Creditweb“).
Immobilienkäufer müssen sich nach Angaben des Testers wohl längerfristig auf Zinssätze um 3 Prozent und höher einstellen. Im langjährigen Vergleich ist das aber immer noch günstig. Doch für die meisten Kreditnehmer wird das angesichts hoher Immobilienpreise und explodierender Energiekosten nur ein schwacher Trost sein.
Banken agieren restriktiver bei Kreditvergabe
Das Vergleichsportal Check24 stellte zudem bereits fest, dass sich in jedem Fall die durchschnittliche Baufinanzierung bis Ende dieses Jahres um einige Tausend Euro innerhalb der Laufzeit verteuert. Bereits jetzt ist die durchschnittliche Finanzierungssumme in den vergangenen drei Monaten um zehn Prozent gesunken. Weniger Kunden können es sich demnach leisten, sehr hohe Finanzierungssummen einnehmen. Zudem agieren Banken restriktiver bei der Kreditvergabe.
Bei einer Baufinanzierung zu einem effektiven Zinssatz (die Gesamtkosten, die für einen bestimmten Kreditbetrag insgesamt bezahlt werden müssen) von 3,0 Prozent für ein Darlehen über 500.000 Euro bedeutet dies einen höheren Zinsaufwand von 98.538 Euro bis zum Ende der zehnjährigen Sollzinsbindung. Anfang des Jahres lag der effektive Zinssatz noch bei 0,8 Prozent. Die monatliche Rate für Haus- oder Wohnungskäufer steigt im Beispielfall somit um 916 Euro. Bei 4,0 Prozent wären es sogar 142.698 Euro mehr Zinskosten als im Januar 2022.
Baugeldzinsen im Vergleich
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 13. September 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: www.n-tv.de