So wirken sich die höheren Zinsen auf die Monatsrate aus
Hätten Sie 2021 in Berlin eine Eigentumswohnung im Wert von 560.000 Euro zusätzlich der Barnebenkosten kaufen wollen und ein Eigenkapital von 100.000 eingebracht, hätten Sie – bei Sollzinsen von 1 Prozent mit zehnjähriger Bindung einer Tilgungsrate von 2 Prozent – eine monatliche Belastung von 1.311 Euro gehabt . Das ist mit den Mieten in der Hauptstadt selbst mit monatlichen Rücklagen für Reparaturen sehr konkurrenzfähig – mit dem Unterschied, dass Sie dabei Eigentum erwerben.
2022 sieht diese Rechnung allerdings schon ganz anders aus. Bei Zinssatz von 3 Prozent müssten Sie für dieselbe Wohnung mit sämtlichen Parametern bereits 2.186 Euro monatlich tilgen, bei 4 Prozent wären es sogar 2.623 Euro monatlich. Für viele Familien ist das bereits nicht mehr zu stemmen. „Dieses böse Erwachen, das spüren ganz viele Menschen in Deutschland“, sagt Mohr.
Selbst wer es sich also leisten kann, eine Immobilie zu kaufen, muss oft aufs Land ausweichen – mit dem Effekt, dass die Preise im jeweiligen Umland Berlins, Frankfurts und Hamburgs im ersten Quartal noch sehr viel stärker gestiegen sind als in der eigentlichen Stadt. Als ein Beispiel nannte Mohr Berlin. Im Berliner Umland sind demnach im ersten Quartal die Preise um über 12 Prozent in die Höhe geschossen, in der Stadt dagegen um lediglich vier Prozent.
Immobilienbesitzer vermissen oft die Möglichkeiten der Stadt
Dabei ziehen viele nur Notgedrungen aus ihrer Stadt weg und haben gar nicht die große Sehnsucht nach dem Landleben. „Stadtflüchtende sind vor allem zu Beginn nicht so glücklich, werden aber mit der Zeit zufriedener“, sagt Mohr. Viele Stadtflüchtende vermissten die Vorzüge ihres alten Lebens: die Freunde vor Ort, das Kulturangebot und Konsummöglichkeiten. 42 Prozent der neuen Landbewohner können sich den Umzug zurück in die Stadt zumindest vorstellen, 6 Prozent bereuen es sogar ganz, den Schritt aufs Land gewagt zu haben.
Doch bei den steigenden Preisen müsste doch auf kurz oder lang auch eine Korrektur der Preise kommen, oder? Diese tröstliche Vorstellung widerspricht Mohr. Einen allgemeinen, deutschlandweiten Preisrückgang bei Wohneigentum erwartet sie nicht. „Wir gehen davon aus, dass die Preise langsamer steigen werden“, so Mohr.
In einigen Regionen können es wahrscheinlich Preisrückgänge geben, aber nicht flächendeckend. Auf dem Immobilienmarkt haben sich also die Schattenseiten beider Zeiten vereint: steigende Zinsen und noch immer hohe Immobilienpreise.
Quelle: www.t-online.de